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Tauchen an einem römischen Wrack in der Türkei


Seit 2005 verbrachte der belgische Archäologe und DEGUWA-Mitglied Jeroen Vermeersch seine Sommer auf einer Ausgrabung, die 45 m unter dem Meeresspiegel lag.


Verfasser: Jeroen Vermeersch M.A.

Seit 2005 führt das Institute of Nautical Archaeology, das an die Texas A&M University angegliedert ist, Ausgrabungen an den Überresten eines seltenen Handelsschiffstyp aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert durch. Die Fundstelle ist an einem felsigen Kap bei Kizilburun (Purpur Kap) an der ägäischen Küste der Türkei gelegen, in einer zweistündigen Entfernung von Izmir.

 

Der Anlass ganze drei Monate an einem solch verlassenen Ort zu forschen, ist ein römisches Wrack, welches eine monumentale Säule transportierte, die aus acht Trommeln besteht, wobei jede einzelne zwischen 6.5 bis 7.5 Tonnen wiegt, sowie ein dorisches Kapitell, das in den Steinbrüchen von Proconnesos hergestellt wurde. Beladen mit einigen Amphoren, Marmorplatten und anderen Artefakten, segelte das Schiff mit einer Gesamtladung von etwa 70 Tonnen südwärts entlang der Küste Kleinasiens zu einem unbekannten Zielort.

Im Juni wurde ein Lager auf dem Fels aufgeschlagen, auf dem ein Team von etwa 20 Leuten arbeiten würde. Neben Schlafplätzen, gab es eine voll ausgestattete Küche mit einer Geschirrspülmaschine, einem Ofen, Kühlschränken und einer Mikrowelle. Außerdem gab es dort eine Dusche mit gefilterten Meerwasser und ein Konservationslabor, wo die Artefakte registriert, fotografiert und katalogisiert wurden. Eine Anlegestelle war auch vorhanden, an der das Forschungsschiff VIRAZON und das Taucherboot - der Katamaran MILLAWANDA - festmachten. Nun stelle man sich all dies vor dem Hintergrund eines blauen klaren erfrischenden Wassers; bei Nacht bei einem perfekt aufgeklarten Himmel; bei Tag mit 40 Grad und einem schönen Ausblick auf die griechische Insel Samos am Horizont und sogar vorbeischwimmenden Delphinen vor, und man hat den idealen Platz gefunden, um seine Sommermonate zu verbringen.

Während der Arbeitstage (von Samstag bis Donnerstag) frühstückten die  Teammitglieder um 7:30 und erfuhren im Anschluß, um 8 Uhr, ihre Anweisungen von der Direktorin Dr. Deborah Carlson, Dozentin an der Texas A&M University. In dieser Versammlung wurde den Taucher erläutert, was von ihnen während den zwei Tauchgängen, im Verlauf des Tages sowie zwischen und nach den Tauchgängen im Lager, erwartet wird. Jedem Taucher wurde am Fundplatz ein Sektor zugeordnet, wo er oder sie mit dem Airlift arbeiten sollte und ein bestimmtes Teil des Wracks ausgräbt. In der Kampagne von 2006 und 2007 wurden die Säulentrommeln vom Fundplatz mit Hebeballons weg bewegt und anschließend fotografisch und zeichnerisch dokumentiert. Es gab viel an Arbeit zu tun, die allerdings durch die immense Tiefe verlangsamt wurde, in der die Taucher pro Tauchgang nicht mehr als 20 Minuten Zeit hatten, um ihre Arbeit zu verrichten. Anschließend mussten zwischen zwei bis fünf Taucher zum Dekompressionsstop in 6 m Tiefe aufsteigen, wo sie weitere 15 bis 20 Minuten verweilten, bevor sie ihren Tauchgang beenden konnten.

Während der fortlaufenden Tauchgängen half jeder auf dem Katamaran aus, indem Flaschen befüllt, der Tauchablauf geprüft oder Notizen zu den eigenen Tauchgängen gemacht wurden.

Nach der Mittagszeit wurde eine Ruhephase empfohlen, um den angereicherten Stickstoffgehalt im Körper wieder abzubauen. Abhängig von den vor Ort anstehenden Aufgaben, wurden die geborgenen Artefakte registriert, katalogisiert und fotografiert. Am späten Nachmittag fand eine zweite Welle an Tauchgängen statt, die bis 19 Uhr andauert. Am Abend erfreute sich das Team eines großen Essens, das von unserem Koch zubereitet wurde. Tauchbücher wurden dann ausgefüllt, oder man genass ein kühles Bier oder trank sich die Hitze des Tages mit einem Raki weg.

Gegen Ende der dritten Kampagne gelang es uns die Säulentrommeln und das Kapitell zu bergen. Mit Hilfe von Airlifts grub das Team einige Holzreste des Wracks aus, die Licht auf die Konstruktionsweise des Schiffes werfen wird.


Alle anderen Artefakte wurden unter Wasser durchnummeriert und fotografiert, um sie im Lager zu digitalisieren. Nachdem die Funde im Konservierungslabor untersucht wurden, waren sie bereit um zur Konservierung in das Labor des Museums für Unterwasserarchäologie in Bodrum gebracht und anschließend im Archäologie Museum
von Cesme ausgestellt zu werden.

Die nächste und letzte Kampagne wird im Sommer 2008 stattfinden. Wir hoffen den Rest
des hoffentlich gut erhaltenen Rumpfes zu finden und auszugraben, um neue Erkenntnisse zur Schiffskonstruktion und der Seefahrt des frühen ersten Jahrhunderts v. Chr. zu gewinnen.

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Alle Abbildungen erscheinen hier mit freundlicher Genehmigung des Institute for Nautical Archaeology. Dieses Projekt wurde unterstützt von: Institute of Nautical Archaeology, Texas A&M University, National Geographic Society, Spiegel-TV, en de Samuel H. Foundation.

 
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